Yucatán
Etwa 30 Kilometer nach Palenque, auf dem Weg nach Campeche, mussten wir plötzlich stark bremsen weil Richard ein seinem Navi, das auch als das einzige funktionierende Instrument zur Geschwindigkeitsmessung an Board diente, rumspielte und übersah, dass vor ihm schon weitere Autos bremsten. Gerade so kamen wir ca. 20 cm vor der Stoßstange unseres Vordermannes zu stehen. Phillipe und Marie-Eve hinter uns hatten weniger Glück. Zwar fuhren sie uns nicht hinten drauf, ihnen aber ein voll beladener LKW in den Kofferraum. Der hintere Teil von Marie-Eves Honda Civic war ziemlich zu Schrott gefahren, das Auto aber noch fahrbar, so dass wir bis zur nächsten kleinen Polizeistation kamen. Dort war zwar gerade niemand aber nach einer Stunde kam endlich ein Polizist aus seiner Siesta zurück. Natürlich sprach der kein Englisch. Eine weitere Stunde später trafen die Vertreter beider Versicherungen und die Chefin des LKW-Fahrers ein und wir konnten endlich aufhören lauthals mit Brocken Spanisch zu diskutieren und. Weiter diskutierten wir lauthals mit Brocken Englisch und Brocken Spanisch. Der LKW-Fahrer, seine Chefin und deren Versicherungsmann teilten die Meinung es habe gerade erst ein Überholmanöver stattgefunden und daraufhin nicht genug Platz gelassen. Wir und unser Versicherungsmann beharrten darauf, dass das Überholmanöver mindestens zwei Minuten vorher statt fand. Dem Polizist war alles egal. Nach Stunden stimmte die Versicherung des LKW-Fahrers zu, den Schaden zu bezahlen. Jetzt standen die beiden allerdings erstmal mitten im Nirgendwo mit einem Auto dessen Kofferraum sich nicht mehr öffnen lies. Ihr komplettes Gepäck befand sich natürlich da drin. Die Kanadier entschieden sich, erstmal nach Villahermosa zu fahren um das Gröbste reparieren zu lassen. So trennten sich also auch unsere Wege. Wir, vor allem aber Richard, fühlten uns sehr schuldig. Da es schon sehr spät war fuhren wir im Dunkeln nach Campeche.
Als wir von Campeche aus ins Mangroven-Biosphärenreservat Celestún fuhren, wurden wir in einer winzigen Stadt, die kaum aus mehr als einer Kreuzung bestand, von der Polizei angehalten. Der Grund: wir hatten vorne und hinten am Auto zwei unterschiedliche Nummernschilder. Eines aus Alberta und eines aus Britisch Columbia. Irgendeines davon war wohl auch gültig aber außer diesen zwei Dorfpolizisten fiel es niemandem je auf. Auch nicht bei den zahlreich geschehenen Grenzübergängen von Kanada in die USA. Wir taten, als würden wir kein Ton verstehen und zeigten mal die Papiere vor. Damit begnügten die Polizisten sich. Das ist die beste Art überhaupt in Ruhe gelassen zu werden und hilft auch bei Händlern von Souvenirs. Wenn die merken, dass man sie versteht ist alles vorbei.
Leider war das Wetter in Celestún schlecht und die Stadt menschenleer. So begnügten wir uns mit einer Nacht am Meer und fuhren weiter nach Pisté, der am nächsten zu den Ruinen von Chichén Itzá gelegenen Stadt. Diese besteht zu großen Teilen aus Riesenrestaurants die mehrere Busse gleichzeitig abfertigen können. Die waren aber alle geschlossen und so fanden wir eine kleine Kneipe mit weißen Plastikstühlen und aßen die beste Limettensuppe und Hähnchen in Bananenblättern. Nur die Dorfjugend an der Jukebox war anstrengend. Eifrig spielte uns jeder sein Lieblingslied vor und fragte wie wir es fanden. Es war immer Schlager von der übelsten Sorte. Gut, dass das auf Spanisch eh viel zu schwer zu antworten ist 😀
Die Ruinenstätte Chichén Itzá war schon sehr schön aber auch tierisch voll und teuer. Beeindruckt hat mich neben der imposanten Hauptpyramide eine Cenote dahinter. Ein Cenote ist einfach ein großes Loch im Boden, das durch den Einsturz einer Höhle entsteht, was im Karst auf Yucatán oft passiert. Sie sind mit Süßwasser gefüllt und oft miteinander vernetzt, so dass sie ein riesiges Höhlensystem bilden. Die Maya benutzten die Cenoten entweder als Brunnen oder aber auch als religiöse Opferstätte.
Von Chichén Itzá aus ging es nur noch nach Valladolid. Eigentlich wollte ich es bis Cancún oder Tulum schaffen aber mir reichte die Zeit nicht mehr. Ich musste wieder zurück nach Mexico City, von wo aus mein Flug nach Hause ging. Nach einer ewig langen Fahrt blieb mir nur noch eine gute Partynacht in Mexico bevor es nach sechs Monaten Reise um die Welt wieder nach Hause ging.